Mit Quanten- und Neuromorphem Computing in die Zukunft
Liebe Leserinnen und Leser,
die meisten von Ihnen werden sich noch gut an die Computer erinnern, die Anfang der 1990er-Jahre in großer Zahl ihren Siegeszug in die Häuser der Anwender begannen. Schon einige Jahre später waren die ersten Smartphones um ein Vielfaches leistungsstärker und energiesparender.
Nun steht der Welt des Computings der nächste disruptive Wandel bevor: Mit Quanten- und neuromorphem Computing gelingt zwei Technologien der Durchbruch, deren enorme Bedeutung und Tragweite für die Zukunft von Gesellschaft, Wissenschaft und Wirtschaft heute erst zu erahnen ist.
Diese neuen Rechnertechnologien werden in der Lage sein, bestehende Probleme schneller und ressourceneffizienter zu lösen und neue Möglichkeitsräume zu öffnen. Medizin, Materialforschung oder Energieund Klimatechnologie sind nur einige der Bereiche, in denen Quantenund neuromorphes Computing komplett neue und heute undenkbare Lösungen ermöglichen werden.
Der Nachweis über die Realisierbarkeit dieser neuen Technologien ist erbracht, die ersten Laboraufbauten sind erfolgreich in Betrieb genommen. Nun geht es darum, die Systeme zu vereinfachen, ihre Leistung zu steigern und sie so – Stück für Stück – in die industrielle Anwendung zu überführen.
Wer im Bereich des Computings der nächsten Generation gut aufgestellt ist, hat einen klaren Wettbewerbsvorteil und ist in der Pole-Position für die Entwicklung der Technologien der Zukunft. Daher freut es mich sehr, dass die Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland mit »FMD-QNC« ein großes Verbundsprojekt mit 19 hochspezialisierten Partnern anführt, das in den nächsten Jahren an vorderster Front neue Rechnertechnologien erforschen und entwickeln wird.
In dieser Ausgabe von FMD.impuls möchten wir Ihnen einen Überblick über die sich dynamisch entwickelnden neuen Computergenerationen geben, Potenziale aufzeigen und Entwicklungen skizzieren.
Thematisiert werden muss aber auch das größte Risiko: im internationalen Wettbewerb abgehängt zu werden. Eine konzertierte Förderung und Entwicklung der neuen Konzepte und Architekturen sind die Grundlage für die technologische Führerschaft von morgen.
Es ist deshalb entscheidend, dass wir gemeinsam planen und handeln. Nur in Zusammenarbeit mit Politik und Industrie werden wir uns in diesem global stark umkämpften Markt behaupten können.
Schon in wenigen Jahren wird die Welt des Computings nicht mehr wiederzuerkennen sein. Sorgen wir dafür, dass es unsere Ideen sind, die die Rechentechnologien von morgen prägen!
Ihr Prof. Albert Heuberger
Prof. Albert Heuberger ist Institutsleiter des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen IIS und seit Januar 2020 Vorsitzender des Lenkungskreises der Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD) sowie Sprecher des Fraunhofer-Verbunds Mikroelektronik. |