Rückblick: Green ICT Connect und FMD Innovation Day 2023

13. und 14. September 2023 im Change Hub in Berlin

Das Doppelevent für eine nachhaltige IKT

Damit Wissenschaft, Industrie und Politik beim Thema Ressourcenschonung an einem Strang ziehen, hat die FMD zwei Vernetzungsevents organisiert: Die »Green ICT Connect«  und den »FMD Innovation Day 2023«. Um die Möglichkeiten einer progressiven Zusammenarbeit auszuloten, trafen sich hochrangige Vertreter:innen aller relevanten Fokusgruppen zum ersten Mal in dieser Zusamensetzung zu dem Green ICT Doppelevent. Das gemeinsame Ziel:

Nachhaltig und umweltschonend den Fortschritt in der IKT gestalten

In mehr als 30 Timeslots präsentierten die Vortragenden ihre Ideen und Herausforderungen rund um Energieeffizienz,  Dekarbonisierung, Ökobilanzierung und -labeling, sowie Fachkräfterekrutierung. Dank einer ausgesprochen regen Teilnahme des mehr als 100 Personen starken Publikums konnten abstrakte Probleme konkretisiert und weitergehende Kooperationen angestoßen werden.

Green ICT Connect

13.09.2023

© Fraunhofer Mikroelektronik / Benjamin Pritzkuleit
Moderator Sven Oswald (RBB)
© Fraunhofer Mikroelektronik / Benjamin Pritzkuleit
Von links: Sven Oswald, Dr. Stephan Guttowski, Dr. Nils Nissen
© Fraunhofer Mikroelektronik / Benjamin Pritzkuleit
Besichtigung des 3D-Showroms der FMD mit VR-Brillen

Moderiert von Sven Oswald, Technologieexperte beim RBB, startete der erste Tag mit Grußworten von Dr. Stephan Guttowski, Geschäftsstellenleiter der Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland (FMD), und von Dr. Stefan Mengel, BMBF-Referatleiter für „Elektronik; Autonomes elektrisches Fahren; Supercomputing". Dieser zeigte sich erfreut über die Anpassungsfähigkeit an aktuelle Herausforderungen, mit der sich das Kompetenzzentrum Green ICT @ FMD auszeichne, und wünschte sich einen Wandel im öffentlichen Diskurs: Digitalisierung solle nicht mehr als Problem, sondern als Teil der Lösung kommuniziert werden.

Den fachlichen Auftakt des Events machte Dr.-Ing. Stefan Wesemann von Nokia Bell Labs als Vertreter der Industrie mit seiner Keynote "Energieeffiziente Mobilfunknetze der nächsten Generation”. Es folgte ein Deep Dive von Dr.-Ing. Nils F. Nissen (Fraunhofer IZM) zum Thema Ökodesign und Ökobilanzierung. Beide Vorträge inspirierten das Publikum zu konkreten Kommentaren und Fragen, sodass sich schon hier zeigte: das Vernetzungsevent stieß auf fruchtbaren Boden.

Der One-Stop-Shop als zentraler Ansprechpartner

Im Anschluss stellten Dr. Guttowski und Dr. Nissen die drei Hubs des Kompetenzzentrums Green ICT @ FMD vor: Sensor-Edge-Could Systeme, Kommunikationsinfrastrukturen und Elektronikproduktion. Dabei machten sie deutlich, dass das Kompetenzzentrum durchaus offen für weitere Hub-Vorschläge oder Anregungen aus der Industrie ist, und dass ein vierter Hub zum Thema Rechenzentren in der Diskussion steht. Dr. Guttowski wies nachdrücklich auf die Funktion der FMD als One-Stop-Shop hin, in dem 13 innovative Forschungsinstitute gemeinsam an Lösungen arbeiten und für alle Anfragen aus dem Bereich Mikro- und Nanoelektronik bereitstehen. Er rief dazu auf, sich bei Fragen oder Ideen ohne zu Zögern bei ihm direkt oder der FMD-Geschäftsstelle zu melden.

Nachdem sich die Besucher:innen in der Mittagspause in den Hub-Lounges eingehender mit den Schwerpunkten des Kompetenzzentrums befassen und mit VR-Brillen den 3D-Showroom der FMD erkunden konnten, ging es weiter mit vier Themenpitches aus der Industrie:

  • “Ökobilanzierung von IKT-Systemen” von Dr. Klaus Grobe (Adtran Inc.)
  • “Digitaler Produktpass: Transparenz über Produkt- und Umweltdaten entlang der Wertschöpfungskette” von Dr. Caroline Cassignol (Siemens)
  • “Digitaler Produktpass: Transparenz über Produkt- und Umweltdaten entlang der Wertschöpfungskette” von Dr. Caroline Cassignol (Siemens)
  • “Kritikalität und Versorgungsrisiken für ausgewählte Elektronikmetalle” von Dipl.-Geol. Siyamend Al Barazi (Deutsche Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)).

In fachlich detaillierten Frage-Antwort-Runden zeigten die Anwesenden viel Engagement und vertieften ihre Diskussionen in der Networking-Pause. Danach folgte die zweite Runde der Themenpitches:

  • “Nachhaltigkeitsmanagement in der Lieferkette für Elektronik-Komponenten am Beispiel der CO2-Reduktion bei Automotive Anwendungen" von Dr. Wolfgang Nuechter (Robert BOSCH GmbH)
  • “Journey to Zero – Ressourceneffiziente Halbleiterherstellung bei GlobalFoundries” von Silke Hermanns (GlobalFoundries)
  • “Nachhaltigkeit als Innovationstreiber in der Halbleiterfertigung” von Dr. Anne Meister und Dr. Paul Jakob (Merck Electronics KGaA

Visionär:innen gefragt!

© Fraunhofer Mikroelektronik / Benjamin Pritzkuleit
Von Links: Prof. Dr. Wolfgang Heinrich, Dr. Janine Kleemann, Jens Gröger
© Fraunhofer Mikroelektronik / Benjamin Pritzkuleit
Dr. Janine Kleemann, Jens Gröger, Dr. Steffen Wasmus

Krönung des Tages war die abschließende Podiumsdiskussion zum Thema "Net Zero". Vier ausgewählte Vertreter:innen für die Bereiche Politik, Umweltschutz, Forschung und Industrie durften je einen Wunsch äußern, wie es im Idealfall mit Green ICT weitergehen soll.

  • Dr. Janine Kleemann vom BMBF wünschte sich, dass Langlebigkeit von Geräten ein Coolnessfaktor ist und auch so vermarktet wird. Dass Geräte reparierbar würden. Es brauche aber zukünftig auch Richtlinien und weitere Produktgruppen, die in die Ökobilanzgruppe fallen und entsprechend reguliert werden.
  • Dipl.-Ing. Jens Gröger vom Öko-Institut e.V. wünschte sich eine klare Kennzeichnung von Waren bezüglich ihres CO2-Fußabdrucks, Rohstofffußabdrucks, Energieverbrauch- oder Wasserfußabdrucks, sodass Privatpersonen und Unternehmen die Möglichkeit haben, umweltfreundlich einkaufen zu können.
  • Prof. Dr. Wolfgang Heinrich von der FMD wäre froh, wenn sich mehr Menschen mit einem Mindset, in dem das Thema Ökobilanz schon fest verankert ist, für die technischen Entwicklungen begeisterten und in der Industrie tätig würden.
  • Dr. Steffen Wasmus von der Deutschen Telekom AG hätte gern mehr Public Awareness und mehr Presse, um beim Kunden das Bewusstsein zu wecken, dass er selbst etwas bewirken kann.

Moderator Sven Oswald, der als selbsternannte »Gute Fee« diese Wünsche in Empfang nahm, fügte hinzu, dass die Menschen nicht aufhören sollten, über das Thema nachhaltige Elektronik zu reden, auch nicht bei dem anschließend eröffneten Roof Top Barbecue, mit dem der erste Tag des Doppel-Events entspannt ausklang.

Videoaufzeichnung

Die Green ICT Connect wurde vollständig per Livestream übertragen und ist nun als Video verfügbar. Schauen Sie sich die Veranstaltung einfach (noch einmal) digital an und lassen sich inspirieren von den Präsentationen und spannenden Diskussionen, die nach den einzelnen Vorträgen entbrannten.

 

FMD Innovation Day 2023

14.09.2023

© Fraunhofer Mikroelektronik / Benjamin Pritzkuleit
Von links: Sylvie Couronné (Fraunhofer IIS), Stephan Guttowski (FMD), Stefan Mengel (BMBF)
© Fraunhofer Mikroelektronik / Benjamin Pritzkuleit
Von links: Erica Lilleodden (Fraunhofer IMWS), Patrick Bressler (FMD) und Stefan Mengel (BMBF)
© Fraunhofer Mikroelektronik / Benjamin Pritzkuleit
Mitte: Bernd Holthaus (Intel)

Auch der zweite Tag stand ganz im Zeichen der Vernetzung von Wissenschaft und Industrie. Nach der Eröffnungsrede von FMD-Geschäftsstellenleiter Stephan Guttowski stieg Dr. Christoph Glingener von Adtran Inc. direkt mit der Keynoote "Klimaneutralität von IKT" ins Thema ein. Nach der Vorstellung aller drei Green ICT Hubs durch Dipl.-Ing. Thomas von der Grün (Fraunhofer IIS), Prof. Dr.-Ing. Wolfgang Heinrich (FBH) und Dr. Marco Kircher (Fraunhofer IPMS) folgten zwei Insights aus den Instituten:

  • “mioty® – Energieeffiziente Funkkommunikation für energieautarke Sensoren” von Josef Bernhard (Fraunhofer IIS)
  • “CLEVER: Hardware Compiler für KI-Algorithmen oder CLEVER: Collaborative edge cLoud continuum and Embedded AI for a Visionary industry of thE futuRe” von Ingo Hoyer (Fraunhofer IMS)

Die Mittagspause verbrachten die mehr als 70 Teilnehmenden mit Networking, einem Gang durch die Hub-Lounges / die FMD Lounge und dem Erkunden des 3D-Showrooms mit der VR-Brille.

Nach der Pause folgte die Session »Green ICT Herausforderungen und praktische Lösungsansätze« mit kurzen Präsentationen von Green ICT-Beispielen aus den Instituten:

  • “ML-basierte Verkehrsprognose für die energieoptimierte Steuerung von optischen Transportnetzen” von Dr.-Ing. Johannes Fischer (Fraunhofer HHI)
  • “EdgeLimit  – Ausgleich des ökologischen Fußabdrucks von dichten 5G-Installationen” von Dipl.-Ing. Thomas von der Grün (Fraunhofer IIS)
  • “Umweltdatenerfassung in der Lieferkette – Projekt scope3transparent” von Dr.-Ing. Nils F. Nissen (Fraunhofer IZM)
  • “Ersatz für SF6 bei CVD-basierten Reinigungsprozessen und beim Si-Tiefenätzen – Stand der Technik heute” von Robert Wieland (Fraunhofer EMFT)
  • “Energieeffiziente Reinräume” von Dr.-Ing. Marcus Hermes (Fraunhofer IBP)
  • “ALLEGRO: Auf dem Weg zu extrem energieeffizienten, sicheren optischen Netzen” von Dr.-Ing. Tolga Tekin (Fraunhofer IZM)

Der darauf folgende Deep Dive zum Thema "Unsere gemeinsame Aufgabe als Gesellschaft", worin vor allem der Fachkräftemangel thematisiert wurde, rundete das Programm ab:

  • “Fachkräftemangel, Aus- & Weiterbildungsangebote im Green ICT” von Dr.-Ing. Andreas Middendorf (Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland)
  • “Projekt BM = X^3, berufliche Bildung in den Mikro- und Nanotechnologien” von Uta Voigt (Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik (FBH))
  • Impulsvortrag “Internationales Talent Management” von Bernd Holthaus (Intel)

 

 

Fazit

Auch wenn noch viel Arbeit vor den verschiedenen Stakeholdern aus Wissenschaft, Industrie und Politik liegt, zum Beispiel bei der Durchsetzung von klaren, allgemeingültigen Richtlinien zur Ökobilanzierung, der Entwicklung von umweltschonenderen Herstellungsmaterialien oder bei der Etablierung von transparenten Wertschöpfungsketten: Gras wird über das Thema Green ICT sicher nicht wachsen - dafür ist die Motivation der Gesellschaft für Nachhaltigkeit und ihr Bedarf an Mikroelektronik einfach zu hoch. Mit dem wiederkehrenden Format der Green ICT Connect / FMD IDay möchte die FMD eine Plattform für den Austausch von Wissenschaft, Politik und Industrie bieten und Synergieeffekte zwischen diesen Gruppen ankurbeln. Bei der nächsten Veranstaltung 2024 wird es bereits neue Herausforderungen geben - die Reise hat erst begonnen.

Präsentationsfolien »FMD Innovation Day 2023«

14.09.2023

Videoaufzeichnung

Der FMD Innovation Day 2023 wurde vollständig per Livestream übertragen und ist nun als Video verfügbar. Schauen Sie sich die Veranstaltung einfach (noch einmal) digital an und lassen sich inspirieren von den Präsentationen und spannenden Diskussionen, die nach den einzelnen Vorträgen entbrannten.

 

Mehr Infos zum Projekt »Green ICT @ FMD«

 

Laufzeit: 2022-2026

»Green ICT @ FMD«

Das Kompetenzzentrum »Green ICT @ FMD« steht für ressourcenbewusste Informations- und Kommunikationstechnik. Auf der Projektwebseite finden Sie alles Wissenswerte zum Projekt, spannende Informationen über Forschungsaktivitäten, Wissenschafts- und Industriekooperationen sowie Veranstaltungen rund um das Thema Nachhaltigkeit in der IKT.